Bundeskanzlerin soll sich auch für Freilassung anderer Regimekritiker einsetzen. Nach Ai Weiweis Freilassung: Deutsch-chinesische Regierungskonsultationen am Montag in Berlin (27.6.)
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, sich nach der Freilassung Ai Weiweis bei den deutsch- chinesischen Regierungskonsultationen auch für die Haftentlassung anderer chinesischer Regimekritiker zu engagieren. „Mindestens 48 Dissidenten sind neben dem bekannten Künstler seit Mitte Februar 2011 in China festgenommen worden, doch ihr Schicksal wird in Europa kaum wahrgenommen“, bedauerte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. „Weiweis Fall ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit brachialer Gewalt gehen Chinas Behörden auch gegen kritische Tibeter, Uiguren und Mongolen vor und verhaften Anhänger protestantischer Hauskirchen.“
„Dutzende chinesische Regimekritiker haben nicht das Glück Weiweis, im Ausland einflussreiche Fürsprecher zu haben“, erinnerte Delius. So wurde Frau Zhang Julan aus der Provinz Jiangxi Mitte Mai 2011 von Polizisten überfallen und gewaltsam sterilisiert, nachdem sie es gewagt hatte, der Enteignung ihres Landes zu widersprechen. Später wollten die Polizisten die Dorfbewohnerin dazu zwingen, eine Erklärung zu unterschreiben, sie habe der Enteignung zugestimmt und sich freiwillig sterilisieren lassen.
Ein Landkonflikt ist auch die Ursache für das spurlose Verschwinden von Herrn Chen Zhixin aus der Region Xinjiang. Er wurde von Polizisten zusammengeschlagen und verschleppt, als er am 10. Juni 2011 in Peking gemeinsam mit Vertretern von fast 400 Familien eine Petition bei den Behörden einreichen wollte. Polizisten überfielen ihn, schlugen ihn bewusstlos, verbanden ihm die Augen und transportierten ihn ab.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0551 4990627.