Britische Regierung will Lieferketten frei von Zwangsarbeit in Xinjiang halten

Britische Regierung will Lieferketten frei von Zwangsarbeit in Xinjiang halten

NZZ, 12.01.20212

Unten ein Artikel aus dem NZZ, Foto AP.

(dpa) Im britischen Unterhaus kündigte Aussenminister Dominic Raab «heftige Strafen» für Konzerne mit einem Jahresumsatz von mehr als 36 Millionen Pfund (umgerechnet mehr als 40 Millionen Euro) an, wenn diese nicht ausreichend offenlegen können, dass sie ihre Lieferketten frei von Produkten halten, die unter dem Einsatz von Sklaverei und Zwangsarbeit hergestellt werden.

Keine Produkte von Sklavenarbeit in Supermärkten

«Wir müssen hier in Grossbritannien sicherstellen, dass britische Unternehmen nicht Teil von Lieferketten sind, die in die Internierungslager in Xinjiang führen», sagte Raab. «Und wir müssen sicherstellen, dass die Produkte der Menschenrechtsverletzungen, die in diesen Lagern stattfinden, nicht auf unseren Supermarktregalen, wo wir Woche für Woche einkaufen.»

Die Unternehmen seien gesetzlich dazu verpflichtet, solche Informationen zu veröffentlichen. Auch staatliche Aufträge sollten nur an solche Firmen vergeben werden. Man werde dafür Leitlinien veröffentlichen. Die britische Opposition kritisierte, die Massnahmen seien nicht weitgehend genug.

Bis zu einer Million in Umerziehungslagern

Experten schätzen, dass bis zu eine Million Uiguren, Kasachen, Hui oder andere Mitglieder muslimischer Minoritäten in der autonomen Region Xinjiang in Umerziehungslager gesteckt worden sind. Die Regierung in Peking wirft uigurischen Gruppen Separatismus und Terrorismus vor. Kritiker sprechen von Umerziehungslagern, in denen Uiguren mit teils brutalen Mitteln auf die Linie der kommunistischen Partei gebracht werden sollen. Auch sollen Mitglieder der Minderheiten laut Berichten Zwangsarbeit verrichten müssen.

Deutschland hatte im vergangenen Oktober zusammen mit Grossbritannien die Lage der Menschenrechte in der Region Xinjiang in einem gemeinsamen Text scharf kritisiert. Ausserdem schlossen sich 37 weitere Länder der Erklärung an, darunter auch die USA.