Winterspiele in Peking 2022 USA wollen über Olympia-Boykott sprechen

Winterspiele in Peking 2022 USA wollen über Olympia-Boykott sprechen

tagesschau, 07.04.2021

Unten ein Artikel aus der tagesschau, Foto dpa.

Das US-Außenministerium will mit Verbündeten über einen möglichen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking sprechen. „Das ist etwas, worüber wir uns auf jeden Fall Gespräche wünschen“, sagte US-Außenamtssprecher Ned Price. Die Regierung werde „eng mit unseren Verbündeten und Partnern beraten, um unsere gemeinsamen Sorgen zu definieren und eine gemeinsame Herangehensweise“ zu finden. Die Spiele seien noch einige Zeit entfernt. „Ich würde keinen Zeitplan setzen wollen, aber diese Diskussionen sind im Gange“, so Price.

Es sei wichtig, nicht alleine zu handeln. Eine Reaktion, die „unsere Verbündeten und Partner mitnimmt“, habe größeren Einfluss auf Peking.

Resolution im Senat

Grund sind die „ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen Pekings, einschließlich des Genozids im Fall von Xinjiang“. Bereits im Februar hatten sieben republikanische US-Senatoren dazu aufgerufen, Peking die Spiele zu entziehen. Sie verwiesen auf die Verfolgung von Uiguren und Tibetern sowie Chinas Drohungen gegenüber Taiwan. Der Senator Rick Scott brachte dazu eine Resolution im Senat ein. Zu den Verfechtern eines Boykotts zählt auch der frühere US-Außenminister Mike Pompeo.     

Systematische Menschenrechtsverletzungen

Im Februar hatte ein Bündnis von 180 internationalen Menschenrechtsgruppen und Vertretern von Minderheiten in China die Staatengemeinschaft aufgefordert, nicht an den Spielen im Februar 2022 teilzunehmen. „Alles andere wird als Unterstützung der autoritären Herrschaft und der unverhohlenen Missachtung von Bürger- und Menschenrechten durch die Kommunistische Partei Chinas angesehen“, hieß es in einem offenen Brief des Bündnisses.

Die EU hatte Ende März erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder Sanktionen gegen China wegen Verletzungen der Menschenrechte verhängt. Die Außenminister der 27 Mitgliedstaaten beschlossen in Brüssel Strafmaßnahmen gegen Verantwortliche für die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang. Menschenrechtsgruppen schätzen, dass bis zu einer Million Uiguren, Kasachen, Hui oder Mitglieder anderer Minderheiten in Xinjiang in Umerziehungslager gesteckt worden sind. Deutschland kritisiert den Umgang Chinas mit den Uiguren bereits seit langem. China weist die Vorwürfe hingegen zurück und spricht von Fortbildungszentren.

IOC will Spiele unbedingt durchsetzen

Das Internationale Olympische Komitee mit dem deutschen Präsidenten Thomas Bach hat alle Boykott-Forderungen zuletzt zurückgewiesen. Im März sagte Bach, dass ein Boykott die „falsche Antwort auf solche Fragen“ sei. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, hatte einen Boykott im Februar kategorisch ausgeschlossen.

Im Jahr 1980 hatten die USA schon einmal einen internationalen Olympia-Boykott angeführt: Mit ihrem Boykott der Olympischen Spiele in Moskau protestierten die US-Regierung und ihre Verbündeten damals gegen den Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. Vier Jahre später boykottierte die Sowjetunion die Sommerspiele in Los Angeles.