Weimarer Menschenrechtspreis geht an den uigurischen Bürgerrechtler Ilham Tohti

Weimarer Menschenrechtspreis geht an den uigurischen Bürgerrechtler Ilham Tohti

TA, 11.12.2017

Stellvertretend für den in China Inhaftierten nahmen Enver Can von der Ilham Tohti Initiative und Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker den Preis entgegen.

Weimar. Im Rahmen eines bewegenden Festaktes wurde am Sonntag der 23. Weimarer Menschenrechtspreis an den im September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilten uigurischen Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti verliehen. Stellvertretend für den 48-Jährigen nahmen Enver Can von der Ilham Tohti Initiative und Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker unter großem Beifall im Festsaal des Stadtschlosses den Preis entgegen. Dabei flossen bei den rund 30 Exil-Uiguren, die eigens nach Weimar gekommen waren, auch Tränen.

„Dieser Preis ist für die Familie Tohtis ein wichtiger Trost und von allerhöchster Bedeutung für uns Uiguren“, unterstrich Enver Can. Der „Brückenbauer und unbequeme Mahner“ Ilham Tohti ist in Einzelhaft, hatte er zuvor auf Nachfrage informiert. Der einzige Besuch seien seine Frau und seine kleinen Söhne in sehr unregelmäßigen Abständen und keinesfalls wie vorgeschrieben einmal im Monat. Nach einem Film über den Preisträger verdeutlichte auch Marie Holzman von der Ilham Tohti Initiative, wie stark die Meinungsfreiheit in Chinaunterdrückt wird und berichtete von Intellektuellen, die in der Haft ums Leben gekommen sind. Dass dies in Deutschland und auch in Weimar kaum oder gar nicht bekannt ist, legte sie der chinesischen Regierung zur Last. Jeder, der in China um Ilham Tohtis Befreiung bitte, werde des Terrorismus beschuldigt. Umso mehr dankte Holzman der Stadt für ihren Mut, standhaft geblieben zu sein.

„Wir zeigen uns damit solidarisch mit einem Mann, der ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit für die Einhaltung der Menschenrechte kämpft“, unterstrich Annegret Nickel-Gemmeke vom Vergabebeirat des Weimarer Menschenrechtspreises. Auch Schirmherrin Gundula Gause ging in ihrer Laudatio darauf ein, dass der Preisträger um die Gefahren wusste, die sein Engagement mit sich bringen würde. „Er hat sein Leben und das seiner Familie riskiert, um sich für Frieden und mehr Demokratie und Menschenrechte in seiner uigurischen Heimat einzusetzen“, betonte Gause. Seine Haftanstalt ist 2400 Kilometer von seiner Frau und seinen beiden jüngsten Kindern entfernt.

Die 22-Jährige Tochter Jewher Tohti lebt in den USA. Sie dankte in einer Grußbotschaft per Video für die Unterstützung aus Weimar. Als „Zeichen unserer Dankbarkeit für die deutsche Gastfreundschaft“ überreichte Enver Can Seidentücher an Gundula Gause und Annegret Nickel-Gemmeke sowie an OB Stefan Wolf eine Doppa, den traditionellen Hut der Uiguren. Stefan Wolf versicherte zuvor unter starkem Applaus, dass die Stadt nicht in ihrem Engagement nachlassen werde, Ilham Tohtizu unterstützen.

Mehrfach thematisiert wurde zudem der Hackerangriff auf die entsprechende Internet-Seite der Stadt, dessen Urheberschaft noch immer offen ist. Unbeeindruckt davon enthält die Stadtseite jetzt auch in chinesischen Schriftzeichen Informationen zum Weimarer Menschenrechtspreis.