Kamera-Software soll Uiguren erkennen

Kamera-Software soll Uiguren erkennen

tagesschau.de, 09.12.2020

Unten ein Artikel von tagesschau.dephoto

Gesichtserkennung mit Hightech-Kameras und entsprechender Software ist in China Alltag. Sowohl Unternehmen als auch die Polizei und die Geheimdienste nutzen Gesichtserkennung. Dabei werden Kamera-Aufzeichnungen in Sekundenbruchteilen abgeglichen mit biometrischen Informationen von Menschen, die in Datenbanken gespeichert sind.

Gesichtsscan statt Bahnticket

Beim Bahnfahren in China braucht man zum Beispiel inzwischen keine Fahrkarten mehr. Man kann stattdessen an Bahnhöfen einfach das Gesicht abscannen lassen.

Der chinesische Technologie-Konzern Huawei testet die Gesichtserkennung jetzt für noch weitere Zwecke, gemeinsam mit dem Software-Startup Megvii, ebenfalls aus China.

Tests schon vor zwei Jahren

Aus einem internen Huawei-Dokument geht hervor, dass beide Unternehmen bereits vor zwei Jahren gemeinsam eine Software getestet haben, die per Gesichtserkennung das Geschlecht, das ungefähre Alter und die ethnische Herkunft von Menschen erkennen kann.

Die „Washington Post“ berichtet über das Dokument. Experten der Beratungsfirma IPVM hatten es entdeckt. IPVM hat sich aufs Thema Videoüberwachung spezialisiert. Das Dokument – eine Art Präsentation – war demnach auf der Webseite von Huawei abrufbar. In der Präsentation heißt es, mit der Software könne man einen, so wörtlich, „Uiguren-Alarm“ auslösen.

In China leben rund zwölf Millionen Uiguren. Sie sind chinesische Staatsbürger, werden aber von der kommunistischen Führung in vielen Lebensbereichen benachteiligt und regelmäßig schikaniert.

Hunderttausende sitzen in Lagern fest

Hunderttausende Uiguren werden im chinesischen Landesteil Xinjiang ohne Anklage oder Urteil in Internierungslagern festgehalten. Die Menschenrechts-Lobbygruppe Human Rights Watch nennt die Gesichtserkennungs-Software „schockierend“.

Menschenrechtlerin: „Passt ins Bild“

Überraschend sei das Ganze aber nicht für sie, sagt Maya Wang, die China-Expertin von Human Rights Watch. „Das passt ins Bild. Denn die chinesischen Sicherheitsbehörden überwachen und verfolgen schwerpunktmäßig Uiguren“, sagt Wang. „Uiguren und andere Minderheiten in China werden vom Ministerium für Öffentliche Sicherheit als ‚Fokus-Gruppen‘ bezeichnet. Das passiert seit Jahren. Diese neue Technologie unterstützt nun einfach das, was die Polizei in China bereits macht.“

Huawei hat die Vorwürfe zurückgewiesen, die Existenz der Technik aber bestätigt. Das System sei nur ein Test gewesen und werde nicht angewendet, erklärte ein Sprecher. Das fragliche Dokument wurde inzwischen von der Huawei-Webseite entfernt.