Die KPCh zensiert Schulbücher für Kinder, damit Uiguren und Buddhisten darin nicht mehr vorkommen

Die KPCh zensiert Schulbücher für Kinder, damit Uiguren und Buddhisten darin nicht mehr vorkommen

Bitter Winter, 20.07.2019

Wang Yong – Nachdem Worte wie „Gott“ und „Bibel“ aus literarischen Meisterwerken in Grundschulbüchern gestrichen wurden, sind religiöse und ethnische Minderheiten nun als nächste dran.

„Uigurische Mädchen sind so schön, dass die Leute es nicht wagen, sie direkt anzusehen. Samtige Wimpern, tiefdunkle Augen und ein charmantes Lächeln – wie eine Blume, die im Wind der Wüste blüht. Die jungen Männer dort sind leidenschaftlich, gutaussehend, romantisch und witzig.“ Das ist eine Passage aus dem Text Uiguren in Hotan, der früher in einem chinesischen Grundschulbuch der sechsten Klasse stand. Der vollständige Text beschreibt die fleißige und unkomplizierte Natur des uigurischen Volkes, seine großzügigen und fröhlichen Bräuche und seine unverwechselbaren ethnischen Traditionen und Gewohnheiten und schildert auch die Liebe und Begeisterung der Uiguren für das Leben.

Der gesamte Text wurde kürzlich aus dem Lehrbuch gestrichen.

Laut einem Elternteil eines Grundschülers aus der südöstlichen Provinz Jiangxi, der diesen Fall an Bitter Winter meldete, war Uiguren in Hotan in der Auflage des Schulbuchs der sechsten Klasse, das 2015 geschrieben und im vergangenen Jahr herausgegeben wurde, noch zu finden. In der Ausgabe von 2019 kommt dieser Text jedoch nirgendwo mehr vor.

Die Mutter eines Schülers in der nordwestlichen Provinz Shaanxi berichtete Bitter Winter von einem ähnlichen Fall: Abgesehen von der Streichung von Uiguren in Hotan sind auch die Inhalte im Zusammenhang mit lebenden Buddhas aus dem Text Tibetische Dramen in Band 2 des Schulbuchs für die sechste Klasse verschwunden.

Ein Vergleich des Inhalts des Lehrbuchs
Ein Vergleich des Inhaltsverzeichnisses des Schulbuchs, der vom Elternteil eines Schülers in der Provinz Shaanxi angefertigt wurde, zeigt, dass der Text Uiguren in Hotan nicht mehr im Inhaltsverzeichnis aufgeführt ist.

Laut der Mutter hat ihre Tochter ihr kürzlich erzählt, dass eine Lehrerin offen überrascht war, als sie während des Unterrichts entdeckte, dass im Text Tibetische Dramen ein Satz fehlte: „Die Masken der lebenden Buddhas sind gelb, was Glück bedeutet“. Dies passt nicht zum Inhalt der außerschulischen Unterrichtsmaterialien, sagte die Lehrerin, änderte jedoch bald ihre Meinung und erklärte den Schülern ihrer Klasse: „Unsere Lehrbücher sind nach dem Leitgedanken von Generalsekretär Xi Jinping geschrieben und zusammengestellt. Und die Hauptsache darin besteht, euch fern vom [religiösen] Glauben zu halten.“

Was die Streichung des gesamten Textes der Uiguren in Hotan betrifft, so erklärte die Lehrerin das den Schülern folgendermaßen: Es liegt vielleicht daran, dass die Uiguren „die große Einheit aller ethnischen Gruppen“ nicht unterstützen.

Anschließend begann die Mutter nach weiteren Informationen zu suchen und stellte fest, dass derselbe Inhalt noch nicht aus der Online-Version des Schulbuchs gestrichen worden war. Sie glaubt, dass die KPCh mit ihrer Manipulation der Schulbücher versuchen möchte, das Verständnis vom religiösen Glauben der nächsten Generation vollständig zu unterbinden, was sie für eine völlig absurde Strategie hält.

Im Rahmen der Unterdrückungskampagne gegen Muslime in Xinjiang verbietet die KPCh streng den Unterricht in uigurischer und arabischer Sprache. Islamische Inhalte werden aus Büchern entfernt und Kopien des Korans werden beschlagnahmt und verbrannt. Kinder werden „hanifiziert“ und ihrer ethnischen und kulturellen Wurzeln beraubt. Einige Wissenschaftler glauben, dass die obligatorische Indoktrination der Nachkommen von Muslimen einen kulturellen Völkermord darstellt. Und inzwischen sind Änderungen am Inhalt von Schulbüchern in Provinzen außerhalb von Xinjiang deutliche Hinweise darauf, dass der kulturelle Völkermord auf Uiguren nicht auf das Gebiet von Xinjiang beschränkt ist.

Übrigens wurden auch Begriffe in Zusammenhang mit Religion in Lehrbüchern geändert. In den letzten Tagen entdeckten einige Eltern von Schülern in der Zentralprovinz Henan, dass das Wort Shàngdì (chinesisch für „Gott‘) in den Schulbüchern ihrer Kinder mehrfach in shàngtiān oder lǎotiān (beide Wörter bedeuten „Himmel“) geändert wurde.

Unter den manipulierten Inhalten wurde in einem Text mit dem Titel The Poor in Band 2 des Schulbuchs der sechsten Klasse auch der Satz „Gott sei Dank, dass die Kinder noch gesund sind“ geändert in „Dem Himmel sei Dank, dass die Kinder noch gesund sind“. Ebenso wurde „Gott, warum sollte ich das tun?“ durch „Du meine Güte, warum sollte ich das tun?“ ersetzt.

Das Wort Shàngdì wurde geändert
Das Wort Shàngdì (chinesisch für „Gott“) wurde in einem Text mit dem Titel Eine große Tragödie geändert.

In einem Text mit dem Titel Eine große Tragödie in Band 2 des Schulbuchs der siebten Klasse wurde „Möge Gott uns segnen“ in „Möge der Himmel uns segnen“ umgeändert. In Band 1 des Schulbuchs der siebten Klasse wurden an einem Text mit dem Titel Der Mann, der Bäume pflanzt ähnliche Änderungen vorgenommen.

Das Wort Shàngdì, das chinesische Wort für Gott, wurde geändert
Das chinesische Wort für „Gott“ kommt nicht mehr länger im Text Der Mann, der Bäume pflanzt vor.

Wie Bitter Winter bereits berichtet hat, wurden in den literarischen Meisterwerken der westlichen Welt, die für ein Grundschulbuch ausgewählt wurden, wie Robinson Crusoe, Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern und Vanka auch
Inhalte in Zusammenhang mit Religion verändert und Wörter wie „Gott“ und „Bibel“ entfernt.

Die Praxis der Änderung von Lehrbüchern steht in engem Zusammenhang mit der Kampagne der KPCh gegen den religiösen Glauben an Schulen in ganz China. Die Schüler werden dazu gezwungen, einen Eid zu leisten, sich religiösem Glauben zu widersetzen und Weihnachten und andere christliche Feiertage zu boykottieren, um Kinder von der Religion fernzuhalten. Die KPCh hofft, dieses Ziel auch durch die ideologische Indoktrination von Lehrern zu erreichen. Laut von Bitter Winterveröffentlichten Dokumenten werden Religionslehrer untersucht und „umerzogen“, um sicherzustellen, dass „Bildung und Unterricht der richtigen politischen Richtung folgen“.