Sie tun nichts, sie wollen nur Spiele
Spiegel, 13.10.2021
Unten ein Artikel aus dem Spiegel, Foto Mark Schiefelbein / AP.
Vizepräsident John Coates hat ausgeschlossen, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen der Menschenrechtslage in China Druck auf den Gastgeber der anstehenden Winterspiele ausübt. »Wir sind keine Weltregierung. Wir müssen die Souveränität der Länder respektieren, die die Spiele ausrichten«, sagte Coates bei einer Veranstaltung in seiner Heimat Australien.
Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass mindestens eine Million Uiguren und Angehörige anderer, meist muslimischer Minderheiten in der nordwestlichen Region Xinjiang inhaftiert sind. Auch die USA haben das IOC aufgefordert, die Spiele in Peking im nächsten Jahr zu verschieben und die Veranstaltung zu verlegen, wenn China nicht beendet, was die Vereinigten Staaten als anhaltenden Völkermord an den Uiguren und anderen muslimischen Minderheitengruppen bezeichnen. Die Volksrepublik selbst bestreitet die Vorwürfe. (Lesen Sie hier mehr zum Thema.)
Das IOC lege zwar »sehr großen Wert auf die Menschenrechte«, sagte Coates, diese seien ein »wichtiger Teil der Grundprinzipien des olympischen Gedankens und in der olympischen Charta festgelegt«. Aber das IOC habe »nicht die Möglichkeit, in ein Land zu gehen und ihm zu sagen, was es zu tun hat. Das ist nicht unsere Aufgabe«, so der 71-Jährige. Aufgabe des IOC sei es vielmehr »dafür zu sorgen, dass die Nationalen Olympischen Komitees oder die olympische Bewegung keine Menschenrechtsverletzungen bei der Durchführung der Spiele begehen«.
Die Olympischen Winterspiele in Peking werden am 4. Februar eröffnet. Zuletzt mehrten sich Aufrufe, diese zu boykottieren oder zumindest einen Weg zu finden, um gegen die Menschenrechtslage in China zu protestieren. Ausländische Zuschauerinnen und Zuschauer sind in Peking aufgrund von Coronavirus-Beschränkungen nicht zugelassen.
Der Kongress der Vereinigten Staaten hat auf fünf IOC-Großsponsoren – darunter Visa und Airbnb – Druck gemacht und diese beschuldigt, den angeblichen Völkermord an muslimischen Minderheiten in Xinjiang indirekt zu unterstützen. Peking hat daraufhin US-Politiker bezichtigt, den Sport zu »politisieren« und China zu verleumden.