Rebiya Kadeer zu Gast in Bozen
Süd Tirol News, 26. Januar 2010
Rebiya Kadeer, „die Stimme der Uiguren“ wie sie oft bezeichnet wird, eröffnete am Dienstag Vormittag im Auditorium die jährlich stattfindende EURAC-Vorlesung zum Minderheitenrecht. Die uigurische Menschenrechtlerin berichtete über ihre Gefangenschaft und von ihrem Leben im Exil in den USA. Sie ist Chinas bekannteste Dissidentin und Präsidentin des Weltkongresses der Uiguren. Das uigurische Volk ist eine muslimische Minderheit von 10 Millionen, wovon acht Millionen in der Autonomen Provinz Xinjiang der Volksrepublik China leben.
Vermittelt hatte den Besuch in Bozen Martha Stocker, die Vizepräsidentin der Föderalistischen Union Europäischer Minderheiten (FUEV) und der Autonomen Region Trentino-Südtirol: „Gerechtigkeit und Menschlichkeit, aber vor allem unser Minderheitenstatuts gebietet uns, sensibel zu sein und andere Minderheiten zu unterstützen, umso mehr, wenn gravierende Menschenrechtsverletzungen vorliegen, wie im Fall der Uiguren“.
Im Rahmen der Serie der EURAC-Vorlesung zum Minderheitenrecht folgt Rebiya Kadeer auf Knut Vollebaek, dem OSZE Hohen Kommissar zum Schutz nationaler Minderheiten und auf Rainer Hofmann, Mitglied des Expertenkomitees der Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarates.
Rebiya Kadeer ist 1948 in den Bergen von Altai geboren. Sie ist Mutter von 11 Kindern und von einer einfachen Wäscherin zu einer der erfolgreichsten Unternehmerin aufgestiegen, bevor sie im Jahr 1999 wegen angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen zu acht Jahren Haft verurteilt wurde. Auf Druck von internationalen Menschenrechtsorganisationen und der USA wurde sie sechs Jahre später frei gelassen und aus China ausgewiesen.
Die Autonomiebestrebungen in Xinjiang erreichten im letzten Sommer ihren gewaltsamen Höhepunkt. Die anfangs friedlichen Studentendemonstrationen vom Juli schlugen in blutige Kämpfe in der Provinzhauptstadt Ürümqi um und kosteten mehrere Hundert Menschenleben und führte zu über Tausend Verhaftungen.
Neben der öffentlichen Veranstaltung an der EURAC wird Rebiya Kadeer um 20 Uhr im Filmclub an der Vorführung ihres Filmporträts „The 10 conditions of love“ des australischen Filmemachers Jeff Daniels teilnehmen und anschließend mit dem anwesenden Publikum diskutieren.
Die Veranstaltungen wurden vom EURAC-Institut für Minderheitenrecht zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker und dem Südtiroler Jugendring organisiert und durch die Autonome Region Trentino Südtirol unterstützt.
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