Hu Jintao in Wien: China-Kritiker demonstrieren vor Burgtheater

Wiener Zeitung, 31.10.2011

Tibeter, Uiguren und Falun Gong protestieren gegen Pekinger Machthaber.

Während Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao in der Wiener Hofburg von Bundespräsident Heinz Fischer empfangen wurde, demonstrierten am Montagvormittag rund 50 Kritiker des Regimes in Peking vor dem Burgtheater in Wien. Neben zahlreichen Tibet-Aktivisten protestierten Anhänger der in der Volksrepublik verbotenen Meditationsbewegung Falun Gong (Falun Dafa), Tierschützer und Angehörige des muslimischen Volkes der Uiguren friedlich gegen den offiziellen Staatsbesuch Hus in Österreich.

„Wenn wir so eine Demonstration in China machen würden, säßen wir alle bald im Gefängnis“, kritisierte die Aktivistin von „S.O.S. Tibet“ Tseten Zöchbauer. Sie appellierte an Österreich und die Europäische Union, aktiv zu werden, um eine unabhängige Kommission nach Tibet zu entsenden, „die nachsieht, was wirklich in Tibet passiert“, wie sie forderte. Es gebe keine Informationen über die verschleppten Mönche und Nonnen und weder Meinungs- noch Religionsfreiheit, erklärte sie.

Während die Tibeter mit Transparenten wie „Tibet stirbt und die Welt sieht zu“ gegen die chinesische Besetzung Tibets und die jüngsten Selbstverbrennungen tibetischer buddhistischer Nonnen und Mönche protestierten, forderten die Uiguren: „China raus aus Ostturkestan“ und Falun Gong machte mit einer künstlichen Leber auf einem OP-Tisch gegen den vermuteten Handel mit Organen von inhaftierten Anhängern der Meditationsbewegung aufmerksam.

Die Anhänger der verbotenen Falun Gong kritisierten die Verfolgung ihrer Gemeinschaft: „Alle drei Tage wird ein Falun-Gong-Praktizierender in Haft wegen Misshandlung ermordet“, erklärte Yong Wang. Seit Beginn der Verfolgung der Bewegung 1999 seien 3450 Todesfälle aufgrund Misshandlungen in Haft dokumentiert, so Wang.

Auch die Vertreter des rund zehn Millionen Menschen zählenden Turkvolkes der Uiguren in der im äußersten Westen Chinas gelegenen Region Xinjiang (Sinkiang) beklagten bei der Demonstration die „Verachtung der Menschenrechte“ der muslimischen Minderheit, wie Asgar Can vom „Weltkongress der Uiguren“ (WUC), der für die Kundgebung eigens aus Deutschland angereist war, erklärte. Jede Form politischer, kultureller und sozialer Aktivität der Uiguren in Ostturkestan werde brutal verfolgt, so der Uiguren-Vertreter.

Friedliche Demonstration in Salzburg

In der Stadt Salzburg haben am Montag rund 50 Aktivisten gegen Menschenrechtsverletzungen in China demonstriert. Bereits vor der erwarteten Ankunft des chinesischen Präsidenten Hu Jintao um 19.30 Uhr am Salzburger Flughafen hielt die Tibetgemeinschaft Österreich (TGÖ) ab 14.00 Uhr eine friedliche Kundgebung am „Platzl“ ab. Mit Transparenten wie „Tibeter sterben – Hu Jintao hofiert“ und „Wir fordern Menschenrechte in Tibet“ machten sie ihren Ärger kund.

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