Aktivist aus China in Pekings Botschaft in Tokio festgenommen
China Observer, 09.06.2010
Ein Anführer der Studentenproteste von 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Peking ist Medienberichten zufolge am Freitag in Tokio festgenommen worden. Wuer Kaixi sei beim Betreten der chinesischen Botschaft festgesetzt worden, hieß es in japanischen Presseberichten. Die japanische Polizei bestätigte die Festnahme, machte jedoch zunächst keine Angaben zur Identität des Festgenommenen. Der 42-jährige Wuer ist einer der bekanntesten Studentenführer der 1989 blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung in China. Er floh aus China, wo er verfolgt wurde und lebt im Exil in Taiwan. Wuer entstammt den in China unterdrückten Uiguren, einer muslimischen Minderheit in der Provinz Xinjiang.
Zum Gedenken an die Niederschlagung der Proteste auf dem Tiananmen-Platz vor 21 Jahren war für Freitag eine große Mahnwache in Hongkong geplant. Die Organisatoren erwarteten mindestens 50.000 Teilnehmer im zentralen Victoria- Park. Im vergangenen Jahr hatten sich mehr als 150.000 Menschen an dem jährlichen Protest beteiligt. 13 Demokratie-Aktivisten waren bereits am Samstag von der Polizei festgenommen worden, als sie versuchten in einem beliebten Einkaufsviertel in Hongkong eine aus Pappmaché selbstgebaute “Gottheit der Demokratie” aufzustellen.
Während in der ehemaligen britischen Kronkolonie und heutigen chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong Gedenkveranstaltungen an das Tiananmen-Massaker weitgehend geduldet werden, ersticken die chinesischen Behörden andernorts Proteste bereits im Keim. In Peking patrouillierten am Freitag bewaffnete Spezialkräfte der Polizei in schwarzen Einsatzwagen in den Straßen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens war es zunächst ruhig.
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